Fresendorf

Ein neues Dorf entsteht - Auszug aus Gemeindechronik 1975

Mit Kriegsende 1945 kommen wie überall in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebiete auch in die Gemeinde Giekau. Anfangs handelt es sich um Überganslösungen in den bereits vorhandenen Ortsteilen der Gemeinde. Als Beispiel hierfür-soll das Dorf Fresendorf dienen.

Der Landtag in Kiel hatte durch Beschluss unter Ministerpräsident Lüdemann zwecks Sesshaftmachung der vertriebenen Landbevölkerung ein 30.000 Hektar Programm verabschiedet. Die schleswig-holsteinischen Grundbesitzer mit Mehrfachsitz hatten angetragen, Land für Aufsiedlungszwecke zur Verfügung zu stellen, welches ihnen auf ihre Belastung durch den sog. Lastenausgleich angerechnet wurde. Die Familie von Hahn, Besitzer von Gut Neuhaus und die kurhessische Hausstiftung als Eigentümer von Gut Panker stellten auf diese Weise Land zur Verfügung und die zu Siedlungszwecken gebildete Landgesellschaft teilten in Zusammenarbeit mit den Kulturämtern die Ländereien in Vollerwerbs-, Nebenerwerbsiedlungen und Heimstätten auf.

Der heutige Ortsteil Fresendorf wurde 1951 neu geschaffen, abgesehen von einem vorhandenen Gebäude am Dorfteich, wo das Gut Neuhaus zwei Arbeiterfamilien wohnen hatte, die hier für das Gut die Geflügelzucht betrieben. Alle anderen Gebäude, die heute in Fresendorf stehen, wurden neu erstellt. Der Fischteich wurde im April 1953 durch den damaligen Bürgermeister Kienast vom Grafen Hahn für die Summe von 1.000 Deutsche Mark für die Gemeinde Giekau erworben und ist heute noch als Fischteich in Betrieb. Außerdem dient dieser Teich, mit einem kleineren vorgelagerten Teich als Wasserentnahmestelle im Brandfall.

Bei der Namenswahl des neuen Ortsteils griff man auf den alten Flurnamen Fresendoerp zurück. Bis in den 30jährigen Krieg soll hier ein Ort gewesen sein, der diesen Namen getragen haben soll. Bestätigt wurde diese Vermutung, als man bei Bau der Siedlungsstelle Wendt auf alte Fundamente aus dieser Zeit stieß. Die Aufsiedlung wurde nach folgender Verordnung des Landtages betrieben: Es sollen 4/7 der Stellen an Vertriebene und 3/7 der Stellen an Einheimische abgegeben werden, unter Berücksichtigung der Landarbeiter, die durch die Aufsiedlung der Höfe arbeitslos wurden.

Die neuen Stellen in Fresendorf wurden aus den abgegebenen Ländereien des zur kurhessischen Hausstiftung Panker gehörenden Pachthofes Klamp und Ländereien von Neuhaus geschaffen. Jeder neue Besitzer einer sogenannten Vollerwerbsstelle musste die Bauernfähigkeit nachweisen. Dies hatte den Hintergrund, das sichergestellt wurde, dass diejenigen, die einen Hof bekamen, diesen auch sicher bewirtschaften konnten.

Die Auswahl wurde bei der Landgesellschaft in Kiel vorgenommen, kinderreiche Familien, ebenso körperbehinderte Personen wurden vorrangig als neue Siedler ausgewählt. Fresendorf hatte Vollerwerbsstellen um die 20 Hektar groß. In Gottesgabe, welches 1949 neu entstanden war, gab es schon Betriebe die 30 Hektar und größer waren.

Geschaffen wurden zehn Vollerwerbsstellen, sieben Nebenerwerbsstellen und 13 Heimstätten. Unter den Familien, die hier eine neue Heimat gefunden hatten, stammten 25 Familien aus den Ostgebieten und fünf Familien waren einheimisch. Aus Ostpreußen kamen 14 Familien, aus Westpreußen zwei, aus Pommern acht und aus dem Warthegau eine Familie. Die neuen Siedlerfamilien in Fresendorf hatten zusammen 63 Kinder. Sie wurden zunächst in Wentorf in die Schule geschickt, dann in der Dorfschule in Gottesgabe unterrichtet, bis die neue Schule in Seekrug gebaut wurde.

Die Kaufsumme für die Vollerwerbsstellen betrug damals um die 80.000 DM, die Hofstellen bestanden aus einem kombinierten Wohn- und Stallgebäude. Zum Wohnteil gehörten eine Küche, eine Futterküche und zwei Zimmer, sanitäre Anlagen waren nicht vorgesehen. Lebendes und totes Inventar wurde aus Beständen des Hofes Klamp erworben und durch Kredite finanziert. Da die wenigen Maschinen, die damals in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, für einen allein meist zu teuer waren, kauften mehrere Betriebe die Maschinen gemeinsam, um sie dann gemeinschaftlich zu nutzen.

Die zentrale Wasserversorgung, die inmitten des Ortes gebaut wurde, wird heute noch (1975) von einem artesischen Tiefbrunnen gespeist. Allerdings war die Wasserleitung nur bis in den Stall gelegt worden und die elektrischen Leitungen waren noch nicht oder nur zum Teil gelegt. Hier wiederholten sich leider die Fehler, die bereits 1949 in Gottesgabe gemacht wurden, als Häuser als bezugsfertig gemeldet wurden, obwohl noch nicht einmal die Eingangstüren eingebaut waren. Das Erscheinungsbild der Hofstellen ist bis auf wenigen Ausnahmen immer gleich, aus Kostengründen wurde immer derselbe Haustyp gebaut, so dass sich die Häuser nur in ihrer Größe unterschieden. 

Die sich damals schon abzeichnende Umstellung in der Landwirtschaft vom Pferd zum Schlepper traf besonders die Neusiedler hart. Sie hatten weder Rücklagen noch veräußerbare Werte, waren im Aufbau, und außer den allgemein üblichen Belastungen waren die Abzahlungen für die Kredite aufzubringen. Dennoch haben es viele geschafft, sich eine neue Existenz in Fresendorf aufzubauen.

Quelle: Auszug aus Gemeindechronik 1975, Text von Liselotte Seydler